elRapido

lento? rapido!

22. Spieltag, 2011/12 – HSV : Werder Bremen 1:3

Das Ergebnis dieses Spiels war mal wieder ein Schlag ins Kontor. Allerdings auch nur das Ergebnis, da das Spiel der Hamburger eigentlich nicht schlecht aussah. Zumindest abgesehen von einigen haarsträubenden Abwehrfehlern, welche mich gestern noch einmal die Erklärung der Viererkette von Ralf Ragnick ansehen ließen. Ist das wirklich so kompliziert? Anscheinend ist zumindest die praktische Umsetzung auch für Profifußballer nicht ohne. Wir haben ja auch schon bessere Spiele in dieser Saison gesehen, aber ausgerechnet gegen Werder Bremen war die Verteidigung wieder auf dem Niveau vom Saisonbeginn.

Vor dem Spiel wurden in der Presse wieder die üblichen Rechnungen aufgestellt: 8 Punkte zum Relegationsplatz, nur 5 Punkte bis zur Europa League. Natürlich sind Interviews von Dennis Aogo und anderen Spielern, welche in die selbe Richtung gingen, Wasser auf die Mühlen der Presse, da kann dann auch von offizieller Seite beschwichtigt werden soviel sie wollen. Das Saisonziel Klassenerhalt ist nun mal nicht sexy, kann und soll auch nicht der eigentliche Anspruch des HSV sein.

Leider ist er es aber in dieser Saison. Er wurde vorher kommuniziert, der Umbruch sollte zwangsläufig eingeleitet werden und man bat die Fans um Verständnis für die damit verbundene Durststrecke. So weit, so gut.

Wenn man nun bei jedem kleinen Hoch oder auch Tief sofort mit den Extremen “Die Steigen ab, die können nichts” oder aber “Was für eine Mördertruppe, die kommen in die Europa League, wenn nicht Champions League und rechnerisch können sie noch Deutscher Meister werden” kommt, dann ist nicht an einen ruhigen, systematischen Aufbau zu denken. Das gilt für Fans, Medien wie auch Spieler und Offizielle. Also tut es der Sache ganz gut, wenn man mal einen Gang herunter schaltet und versucht, die Situation nüchtern zu betrachten.

Nüchtern betrachtet war das Spiel des HSV nicht schlecht. Es gab viele Torchancen, die allerdings zum Teil unglücklich vergeben wurden. Das Spiel nach vorne fand also statt, besonders nach der Einwechslung von Ilicevic. Jansen war unauffällig und selten zu sehen. Guerrero “stets bemüht” und viel am ackern, aber leider vergab er seine Chancen zu leichtfertig. Manchmal wirkt es so, als ob er von dem vielen Arbeiten nicht mehr genügend Kraft oder Konzentration für den Abschluss hat. Leider konnte er sein Torkonto, nach den zuletzt erfolgreichen Partien, nicht weiter aufstocken. Petric wirkte in der ersten Halbzeit etwas verschlafen, schien nach der Halbzeit dann aber wieder erwacht. Sein Tor war das kleine Highlight der zweiten Halbzeit, einige Möglichkeiten blieben auch von ihm ungenutzt.

Aber es gab diese Möglichkeiten! Sie wurden sich durch ein beherztes Spiel erarbeitet. Symbolfigur dafür war mal wieder David Jarolim. An ihm konnte man die nötige Leidenschaft erkennen, was sich auch in einigen hitzigen Streitigkeiten auf dem Rasen äußerte.

Das Mittelfeld stand solide, abgesehen von dem unnötigen Ballverlust von Rincon, welcher zum ersten Tor von Werder führte. Unnötig, weil der HSV das Spiel zuvor dominierte und Bremen nicht einen Torschuss in den ersten 10 Minuten abgeben konnte. Unnötig, weil man in so einer Situation nicht in einen Zweikampf geht.

Unnötig auch das zweite Bremer Tor nach einer Ecke. Zum Glück sind wir nicht mehr ganz so empfindlich bei Standards wie zu Beginn der Saison, dennoch sind solche Tore ärgerlich. Der fliegende Bierbecher auf Marko “ich-falle-theatralischer-als-jeder-Italiener” Marin zuvor war dumm und peinlich. Wer so was machen will, soll zum Stadtteilverein gehen. Was für Konsequenzen das haben kann, haben wir alle dort sehen können.

In der zweiten Halbzeit keimte nach dem Tor von Petric noch einmal Hoffnung auf. Was wäre nur gewesen, wenn Petric den Ball von Illicevic erwischt hätte, der einen gefühlten Millimeter an seinem Fuß vorbei rutschte? Aber anstelle des Ausgleichs gab es nur das 1:3, was ein einziges Geschenk der HSV Innenverteidiger war. Diese Szene wird Westermann und Rajkovich noch mehrere Nächte lang verfolgen. Eigentlich ist nichts besonderes los. Ein weiter Abschlag von Mr. “Ich-hab-nur-Posingbilder-von-mir-im-Hobbykeller”, beide Innenverteidiger gehen zum Ball und der fliegt zwischen ihnen durch, vor die Füße von diesem Österreicher mit Irokesen (der hat doch Geld, kann der nicht zum Friseur???).

Ohne Worte. Diese Abwehrszenen konnte man Westermann sehr gut im Interview nah dem Spiel vom Gesicht ablesen.  Da war einer richtig angefressen. Für Rajkovich wird es spannend ob er im nächsten Spiel wieder Bruma weichen muss. Rincon hat mit seinem Ausrutscher einen schwarzen Tag erwischt, Jansen war wenig zu sehen. Drobny wurde bei dem ersten Tor überrascht und konnte nicht so glänzen wie in den letzten Spielen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das richtige Glück bei diesem Spiel gefehlt hat. Trotz hohem Einsatz kam dann auch noch Pech hinzu. So gewinnt man nichts. Auch nicht gegen auf Konter ausgelegte Bremer.

Für alle Fernsehzuschauer war Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar, oder kurz, Fritz von Thurn und Taxis. Sitzt der Mann eigentlich in einem Bremer Trikot in seiner Reporterbox? Als Fußballinteressierter Mensch ist man ja einiges gewöhnt, aber diese “Reporterleistung” war ein reiner Witz.

Gar kein Witz war die verstärkte Einlasskontrolle beim Fanblock 25A, die sich der Verein laut Sportstudio 25.000 Euro kosten ließ. Grund waren die gezündeten Pyros, die in dieser Saison bisher 26.000 Euro an Strafen gekostet haben. Besonders die Pyros beim Spiel gegen die Bayern im Block 25A brannten, dürften den Verein dazu gebracht haben, sich von der starken Seite zu zeigen.

Als Reaktion auf die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen sind daraufhin einige Fans von Poptown in Unterwäsche zum Volksparkstadion gekommen. Lustige Aktion, aber aus welchem Block kommen noch gleich die Pyros fast immer?

Nach dem Spiel haben sich dann einige Bremer Fans noch an einem Ordner am VIP Bereich vergriffen, der daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Fazit:

Die war eine Delle in der zuletzt aufsteigenden Leistungskurve der Hamburger. Nicht mehr und nicht weniger. Nächstes Wochenende gegen Gladbach wird es nicht leichter. Also hoffen wir mal, dass die Spieler aus den Fehlern von gestern lernen und nicht wieder mit dem falschen Fuß aufstehen.

Weitere Berichte gibt es bei den 11Freunden und nedsblog.

posted by Juan Castro in HSV and have No Comments

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