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8Mai/120

Die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit ist in Gefahr

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist in Gefahr. Bildquelle: aboutpixel.de / Kinners © Peter Smola

Im Mittelpunkt steht die Aufgabe Hamburg zur kinderfreundlichsten Stadt in Deutschland zu machen.,

so äußerte sich Hamburgs Innensenator Scheele (SPD) zu den Zielen seiner Amtszeit. Was sich in der Theorie lobenswert anhört, stellt sich in der Praxis anders dar.

Tatsächlich plant er die finanziellen Mittel der offenen Kinder- und Jugendarbeit um mindestens 10% zu kürzen. Damit sind Einrichtungen in Steilshoop und ganz Hamburg gefährdet. Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche spielen können, in denen ihnen bei Problemen geholfen wird und in denen ihnen Entfaltungsmöglichkeiten gegeben werden, die sie ansonsten nicht haben.

Begründet wird dieses Vorhaben mit der Notwendigkeit zu sparen mit dem Verweis auf die Schuldenbremse. Demnach soll ab 2013 die Nettokreditaufnahme der Stadt Hamburg kontinuierlich gesenkt werden, bis im Jahr 2020 keine neuen Schulden mehr aufgenommen werden sollen.

Im Haushalt für das Jahr 2011 wurden 650 Millionen Euro Neuverschuldung eingeplant, welche zu den bisherigen 27 Milliarden Euro Schulden hinzukommen.

Das eigentlich löbliche Vorhaben, mit Sicht auf die nächsten Generationen keine riesigen Schuldenberge entstehen zu lassen, wird mit den Kürzungen an der falschen Stelle umgesetzt. Die 10%igen Kürzung in der Kinder- und Jugendarbeit bedeuten umgerechnet 3.5 Millionen Euro. Wenig für den Etat, viel für die Einrichtungen.

Die Folgen dieser Einsparung sind enorm. Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist bereits häufig Sparrunden zum Opfer gefallen und kann mit ihren verbliebenen Mitteln auch heute nur noch mit größtem Einsatz der Angestellten zum Wohle der Kinder und Jugendlichen am Laufen gehalten werden. Dies sieht auch die Behörde und möchte deshalb nicht pauschal sparen, da dies nicht mehr möglich ist, sondern einzelne Einrichtungen schließen. Einrichtungen die seit Jahrzehnten gute Arbeit leisten und die durch ihre Vernetzung zu festen Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche geworden sind.

Jahrzehntelang gewachsene Strukturen werden mit diesen Plänen zerschlagen.

Dass dieses Vorgehen nicht nur eine falsche Weichenstellung ist, sondern die gesamte offene Kinder- und Jugendarbeit Hamburgs gefährdet, ist nicht hinnehmbar. Die Einrichtungen befinden sich bereits am finanziellen Limit und werden mit den erneuten Kürzungen nicht ihre bisherigen Aufgaben erfüllen können. Das Ergebnis wird sein, dass viele Kinder und Jugendliche durch das soziale Netz fallen und keine Anlaufpunkte mehr finden werden, an denen sie adäquate Hilfestellung erhalten können.

Der Senat möchte die Kinder- und Jugendarbeit so weit wie möglich im Rahmen der Schule (jetzt in den ganztägig betreuten Schulen bis 16 Uhr) oder mit Hilfe der Sozialräumlichen Hilfen und Angebote, unter Federführung des Allgemeinen Sozialen Dienst, stattfinden lassen.

Niedrigschwellige Arbeit funktioniert unter diesen Bedingungen nicht. Gerade diese Niedrigschwelligkeit hilft Kindern und Jugendlichen, die es am meisten benötigen, die durch andere Einrichtungen nicht erreicht werden können und häufig keine alternative Möglichkeit zur Selbstentfaltung besitzen.

Maximal vereinzelte Häuser der Jugend sollen erhalten bleiben und große Räume abdecken. Das Prinzip “Kurze Beine, kurze Wege”, funktioniert so nicht mehr und viele Kinder und Jugendliche können mit diesen Einrichtungen nicht erreicht werden. Die übrig gebliebenen Einrichtungen hätten nur eine Feigenblattfunktion und könnten die notwendige Arbeit nicht abdecken.

Die GAL-Politikerin Christiane Blömeke wirft der SPD gar vor, sie wolle „Kinder- und Jugendarbeit zerschlagen“. Diese sei kein bloßes Anhängsel der Schule. „Der kleine Jugendtreff um die Ecke, wo man sich nach der Schule und am Wochenende trifft, wäre Geschichte“, sagt sie. Es sei praxisfern, zu denken, dass 14-Jährige von Duvenstedt nach Wandsbek-Markt mit der U-Bahn zum Großraum-Jugendclub fahren.

taz.de: Mit der Ubahn zum Jugendclub

Protest gegen die Kürzungen in Steilshoop

Um gegen diese fehl laufende Entwicklung zu Protestieren, fand bereits eine Demonstration mit einem Zug vor das Rathaus statt. In Steilshoop versammelten sich sämtliche Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen am 26. April vor dem Einkaufszentrum in Steilshoop, um mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam auf die Gefahr aufmerksam zu machen und Unterschriften zu sammeln.

Denn insbesondere die Steilshooper Kinder- und Jugendarbeit und Familienhilfe profitiert von der Vielfältigkeit und intensiven Kooperation der unterschiedlichen Einrichtungen im Stadtteil. Werden einzelne Träger aufgrund der Sparmaßnahmen geschlossen, bedeutet dies einen immensen Verlust für die soziale Arbeit im gesamten Stadtteil; und somit auch einen bedeutsamen Werteverfall für die Gesellschaft!

Es gibt keine Alternativen zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit!